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Europa-Newsletter Mai 2021
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In dieser Plenarwoche in Brüssel ging es um Zukunftsthemen. So haben wir im Plenum einen Bericht zur EU-Wasserstoffstrategie verabschiedet. Der Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft hat das Potenzial, das neue europäische Zukunftsprojekt zu werden. Für Erasmus+, dem EU-Austauschprogramm für junge Menschen, haben wir grünes Licht erteilt. Damit ist es zukunftssicher für die nächste Generation bis 2027 aufgestellt. Schließlich standen einmal mehr der tschechische Präsident Babiš und seine Interessenskonflikte im Zusammenhang mit EU-Fördergeldern im Fokus. Es liegt in unserer Verantwortung, die Steuergelder der EU-Bürger vor Betrug und Missbrauch zu schützen.
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Europa muss globaler Technologieführerbeim Wasserstoff werden
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Das Europäische Parlament will die technologische Vorreiterrolle der Europäischen Union bei sauberem Wasserstoff stärken. Einen entsprechenden Bericht hat das Plenum am Mittwoch abgestimmt. Darin werden konkrete Maßnahmen genannt, um eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Wasserstoffwirtschaft auszubauen. Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen ist eine Zukunftstechnologie auf dem Weg zu einem klimaneutralen Kontinent. Dafür ist entscheidend, die Produktionskosten des Wasserstoffs zu senken. Zugleich müssen die Mitgliedstaaten mehr in die Infrastruktur investieren. Damit zukünftig Rechtssicherheit besteht, schlagen wir als Parlament vor, die verschiedenen Produktionsweisen des Wasserstoffs anhand ihrer Nachhaltigkeit zu klassifizieren. Beispielsweise müsse es eine strikte Unterscheidung zwischen erneuerbarem und CO2-armem Wasserstoff geben. Nur Wasserstoff, der mithilfe von regenerativen Strom hergestellt wird, könne nachhaltig dazu beitragen, langfristig Klimaneutralität zu erreichen. Gleichwohl erkennen wir an, dass CO2-armer Wasserstoff, bei dem anfallendes CO2 gespeichert wird, kurz- und mittelfristig als Brückentechnologie anerkannt werden sollte. Ich finde: In erster Linie bedarf es Technologieoffenheit, sowohl bei den verschiedenen Produktionsweisen als auch auf der Seite der Verwender. Bei der Elektrolyse-Technologie sind die europäischen Unternehmen global führend. Es gilt, diesen Vorsprung zu erhalten. Der Aufbau eines gesamteuropäischen Marktes wird gelingen, wenn wir Schritt für Schritt zu bezahlbaren, erneuerbarem Wasserstoff übergehen. Neben Anreizen für den Ausbau von Kapazitäten sollen Leitmärkte geschaffen werden, um die Nachfrage anzukurbeln. Wasserstoff sollte hauptsächlich in den Branchen genutzt werden, in denen der Einsatz nahezu wettbewerbsfähig ist oder die derzeit nicht mittels anderer technologischer Lösungen dekarbonisiert werden können. Wasserstoff kann wirkungsvoll in Industrien eingesetzt werden, um fossile Brennstoffe zu ersetzen, wie zum Beispiel bei Stahl, Chemie oder Zement. Auch im Mobilitätssektor gibt es vielseitige Möglichkeiten, wie der Wasserstoffzug auf der EVB-Strecke von Cuxhaven und Bremerhaven über Bremervörde nach Buxtehude beweist. Anwendungsbeispiele finden sich auch in der Binnenschifffahrt und im Seeverkehr. Mit den großen Kapazitäten an Windenergie verfügen wir an der Nordsee-Küste über gewaltiges Potenzial zu einem führenden Standort für die umweltfreundliche Produktion, Speicherung und direkte Nutzung von Wasserstoff zu werden.
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Beziehungen zur Türkei auf dem Prüfstand
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Die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei sind zu einem Dauerthema in der EU geworden. Seit über zwei Jahren liegen die Beitrittsgespräche sowie die Vertiefung der Zollunion mit der Türkei auf Eis. Vier kritische Aspekte stehen aktuell im Vordergrund: Das Verhältnis zwischen der Türkei und Griechenland, die Zypernfrage, regionale Konflikte und bilaterale Herausforderungen wie Migration und Handel. Das Plenum hat diese Woche einen Initiativbericht beschlossen, in der vor allem die schwierige innenpolitische Lage in der Türkei beleuchtet wird. Bedauerlicherweise verschlechtert sich die Menschenrechtssituation kontinuierlich. Das letzte Beispiel ist die Abkehr von der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauenrechten. Die Regierung in Ankara entfernt sich immer weiter von Rechtsstaatlichkeit und Grundwerten der EU. Die Türkei untergräbt diese Prinzipien und weigert sich, Reformen durchzuführen sowie die territoriale Integrität von Griechenland und Zypern anzuerkennen. Solange Präsident Erdogan die EU und ihre Mitgliedstaaten weiterhin provoziert und die Türkei von europäischen Standards abweicht, kann von einer Annäherung der Beziehungen keine Rede sein. Hierfür muss zunächst das Vertrauen wiederhergestellt und der Rahmen der Beziehungen neu bewertet werden. Die Türkei ist kein beliebiger Drittstaat. Das Land spielt geopolitisch eine entscheidende Rolle in der Region. Zudem ist es für 21 EU-Mitgliedstaaten ein wichtiger NATO-Verbündeter. Die Bemühungen um eine positive Agenda sind daher grundsätzlich richtig. Ein Teil davon, könnte eine modernisierte Zollunion sein, die es seit 1995 besteht. Dies könnte eine gute Möglichkeit für die Türkei sein, ihre Standards bei Dienstleistungen oder beim öffentlichen Beschaffungswesen an EU-Recht anzupassen. Die Modernisierung muss jedoch mit demokratischem Fortschritt, Menschenrechten und Grundfreiheiten verbunden sein. Grundsätzlich kann es positive Anreize nur geben, wenn die türkische Regierung bereit ist, ernsthafte und nachhaltige Bemühungen zu unternehmen, unsere Beziehungen zu verbessern.
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Parlament weist chinesische Sanktionengegen Europaabgeordnete scharf zurück
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Die EU hat am 22. März Sanktionen gegen vier chinesische Individuen und eine Organisation wegen des menschenrechtsverletzenden Umgangs mit den Uiguren in der Provinz Xinjiang verhängt. Sie signalisieren die feste Entschlossenheit der EU, derartige schwere Verstöße gegen die Menschenrechte weltweit zu ahnden. Die daraufhin erfolgten chinesischen Gegensanktionen sind hingegen unverhältnismäßig und ungerechtfertigt. Meine Solidarität gilt allen Personen, die von diesen Maßnahmen betroffen sind, insbesondere die Mitglieder des Europäischen Parlaments, darunter der außenpolitische Sprecher unserer EVP-Fraktion Michael Gahler (CDU) sowie der Vorsitzende der China-Delegation Reinhard Bütikofer (Grüne). Mit der gestern verabschiedeten Entschließung demonstrieren wir als Europäisches Parlament Geschlossenheit und den ungebrochenen Willen, auch künftig unsere Stimme bei Menschrechtsverletzungen und -verstößen zu erheben. Ich finde: Die EU muss weiterhin geeint auftreten, auf die Einhaltung von Standards pochen und auf Missstände in China hinweisen. Dies gilt vor allem in Bezug auf die Unterdrückung von Tibet und der Uiguren. Es gilt, gemeinsam mit gleichgesinnten Partnern, wie den USA, Japan, Australien oder Indien, gegenüber China als die geopolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts aufzutreten. Die Entschließung finden Sie hier: Abgeordnete lehnen jedes Abkommen mit China ab, solange die Sanktionen bestehen | Aktuelles | Europäisches Parlament (europa.eu)
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Interessenskonflikte des tschechischenMinisterpräsidenten Babiš
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Ende April hat die Kommission ihren Abschlussbericht über die Verwendung von EU-Kohäsionsmitteln in der Tschechischen Republik veröffentlicht. Die Rechnungsprüfer kamen dabei zu dem Schluss, dass der tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš seine Interessenskonflikte nicht gelöst hat und gegen die EU-Haushaltsordnung verstößt. Herr Babiš ist Gründer des tschechischen Konglomerats Agrofert, das gleichzeitig großer Empfänger von EU-Fördermitteln in Tschechien war, selbst als er bereits in Regierungsverantwortung war. Der Abschlussbericht der Kommission zur Kohäsionspolitik bestätigt eindeutig den vorliegenden Interessenskonflikt. Der tschechische Ministerpräsident hält weiter die Kontrolle über das von ihm gegründete Unternehmen Agrofert. Wir fordern Agrofert dringend zur Rückzahlung von zu Unrecht erhaltenen Fördermitteln auf. Leider bleiben die tschechischen Behörden in Bezug auf Herrn Babiš blind. Damit gibt es in Tschechien zurzeit keine unabhängige Staatsverwaltung, die solche Interessenkonflikte verhindern könnte. Es ist absolut inakzeptabel, wie stark sich in Tschechien oligarchische Strukturen ausgebreitet und verfestigt haben, die mit großer Dreistigkeit alles unternehmen, um sich an europäischen und nationalen Fördergeldern zu bereichern. Die Kommission muss deshalb den neuen Rechtstaatlichkeitsmechanismus zum Schutz der EU-Haushaltsmittel auf Tschechien anwenden. Babiš selbst bleiben drei Möglichkeiten: Entweder verkauft er seine Unternehmensanteile, seine Unternehmen verzichten auf EU-Fördermittel oder er tritt als Premierminister zurück.
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Erasmus+ wird digitaler, nachhaltiger und inklusiver
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Am Dienstag hat das Plenum die Neuauflage von Erasmus+, dem Vorzeigeprogramm der EU für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport, beschlossen. Es gilt für die nächste Generation bis 2027. In den kommenden Jahren sollen rund 10 Millionen Menschen aus 33 Staaten von den Austauschmöglichkeiten profitieren können. Mit über 28 Milliarden Euro hat sich das Budget im Vergleich zum Vorgängerprogramm (2014-2020) beinahe verdoppelt. Das Europäische Parlament hat sich in der Endphase der Haushaltsverhandlungen erfolgreich dafür eingesetzt, das Budget noch um 1,7 Milliarden Euro aufzustocken. Beim neuen Erasmus+ soll programmatisch und finanziell stärker auf Inklusion gesetzt werden. Die Kommission und die Mitgliedstaaten müssen Aktionspläne vorlegen, um denjenigen, die bislang weniger Möglichkeiten zur Teilnahme hatten, besseren Zugang zu dem Programm zu bieten. Konkret betrifft das zum Beispiel Menschen, die mit einer Behinderung, in Armut oder an einem abgelegenen Ort leben oder einen Migrationshintergrund haben. Für kleinere Organisationen, wie beispielsweise Sportvereinen, wird das Antragsverfahren durch IT-Lösungen vereinfacht. Darüber hinaus werden digitale Bildungs- und Austauschangebote und Ausbildungen speziell gefördert. Die Initiative DiscoverEU wird Teil von Erasmus+. Junge Leute können sich um eine Zugfahrkarte bewerben, mit der sie einen Monat lang quer durch Europa reisen können, um zu lernen (z. B. einen Sprachkurs zu besuchen oder an einem Museumsworkshop teilzunehmen) und die kulturelle und sprachliche Vielfalt Europas zu entdecken. Für mich ist das EU-Austauschprogramm Erasmus+ ist eine der großen Erfolgsgeschichten der Europäischen Union. Es ermöglicht jährlich allein 100.000 Deutschen interkulturellen Austausch. Erasmus+ ist und bleibt ein einzigartiges Projekt. Die neuen Möglichkeiten machen es zukunftsfest und nachhaltig. Es ist eine starke europäische Investition in Bildung und lebenslanges Lernen. Weitere Informationen: „Erasmus+“: Eine neue und inklusivere Auflage des EU-Austauschprogramms | Aktuelles | Europäisches Parlament (europa.eu)
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Neue Industriestrategie für Europa: Wettbewerbsfähigkeit stärken und Arbeitsplätze sichern
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Vor zwei Wochen hat die Kommission den Vorschlag einer überarbeiteten Industrie-strategie vorgelegt. Wesentliches Ziel ist den Wandel hin zu einer digitaleren, nachhaltigeren und wettbewerbsfähigeren Wirtschaft voranzutreiben. Auf Grundlage des im März 2020 vorgelegten Dokuments werden mit dieser Überarbeitung die Erkenntnisse aus der COVID-19 Pandemie einbezogen. Mit der neuen Industriepolitik soll ein attraktives Umfeld geschaffen werden, das Innovationen gezielt fördert und Investitionen nach Europa lenkt. Daneben werden neue Maßnahmen vorgeschlagen, um den Binnenmarkt zu stärken. Mit einem Notfallinstrument soll bei Krisen künftig der freie Personen-, Waren- und Dienstleistungsverkehr gewährleistet werden. Der Schutz der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist einer der Schwerpunkte der Strategie. Diese haben seit Ausbruch der Pandemie besonders unter Umsatzeinbußen gelitten. Die Kommission schlägt ein Bündel von Maßnahmen vor, um ihnen den Zugang zu Investitionen zu ermöglichen, sie gegen Zahlungsverzug besser zu wappnen und beim Aufbau neuer Partnerschaften zur Sicherung der Lieferketten zu unterstützen. Industrielle Allianzen, wie sie bereits für die Herstellung von Mikroelektronik und Batterien bestehen, sollen erweitert werden. Damit sollen Schlüsseltechnologien gezielt gefördert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und strategisch unabhängiger von Ländern außerhalb Europas zu werden. Die Pandemie hat deutlich gemacht, wie abhängig die europäische Industrie von Zulieferern von anderen Teilen der Welt ist, z.B. bei Arzneimitteln oder Computerchips. Hier müssen wir viel gezielter gegensteuern. Es gilt, unsere Industrie in Europa für die Zeit nach der Krise zu stärken und damit Arbeitsplätze vor Ort zu sichern. Was wir brauchen sind Zukunftsprojekte, die nicht nur in der EU entwickelt, sondern auch umgesetzt werden. Mit der neuen Wasserstoffallianz und einer sich im Aufbau befindlichen Allianz für emissionsfreie Luftfahrt bietet die Industriestrategie auch Chancen für Norddeutschland. Die neue Strategie gibt es hier: https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age/european-industrial-strategy_de
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Start der Konferenz zur Zukunft Europas
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Mit einem Jahr Verspätung hat die neue einjährige Konferenz zur Zukunft Europas am 9. Mai in Straßburg begonnen. Endlich! Für das Europäische Parlament war dieses Projekt seit Langem eine Priorität. Es ermöglicht Bürgern eine moderne Form der Beteiligung. Die Wünsche und Vorstellungen der Menschen aus ganz Europa werden so in den Mittelpunkt gestellt. Das Ziel dieser lang erwarteten Konferenz ist eine umfangreiche und konstruktive Debatte darüber, wie europäische Politik effektiver, alltagstauglicher und bürgernäher werden kann. Für mich ist entscheidend, dass die Konferenz zur Zukunft keine Übung zur Selbstbeschäftigung der EU-Institutionen ist. Es geht darum, Europa als lebenswerten und geeinten Kontinent für kommende Generationen, auch bei uns in Niedersachsen und Bremen, positiv weiterzuentwickeln. Beteiligen Sie sich unter: Conference on the Future of Europe (europa.eu)
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Eine Auswahl meiner aktuellen Interviews
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Meine nächsten regionalen Termine
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• 22. Mai 2021:
Veranstaltung der Reservisten in Wingst
• 5. Juni 2021
Landeslistengremium der CDU in Niedersachsen (Hameln)
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