Europa-Newsletter November 2020

Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag fest im Griff. In ganz Europa werden wieder restriktivere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz eingeführt. In Brüssel herrscht seit dieser Woche eine nächtliche Ausgangssperre. Hotels, Restaurants und Cafés bleiben mindestens einen Monat geschlossen. Zu hoch sind die Infektionszahlen in Brüssel - die Belastung in den Krankenhäusern steigt. Auch im Europäischen Parlament sind die Vorsichtsmaßnahmen wieder erhöht worden. Bereits im Frühjahr haben wir gelernt mit dieser besonderen Situation umzugehen. Durch Fernabstimmungs-systeme und Telearbeit bleiben wir handlungsfähig. So haben wir auch in dieser Plenarwoche wichtige Entscheidungen getroffen.

Zukunft der EU-Agarpolitik

Dienstag und Mittwoch haben wir unsere Position für die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) von 2021 bis 2027 festgelegt. Nach wie vor ist die Agrarpolitik einer der größten und wichtigsten Ausgabenposten der EU. Landwirtschaftspolitik ist und bleibt Standortpolitik für den ländlichen Raum. Es geht darum, dass Europa sich selbst mit hochwertigen bei uns angebauten Nahrungsmitteln versorgen kann und nicht auf Importe angewiesen ist.

Der mit einer breiten Mehrheit verabschiedete Kompromiss sieht eine stärkere ökologische Ausrichtung vor, als von der Kommission ursprünglich vorgeschlagen. 30 Prozent der Direktzahlungen sollen für grüne Maßnahmen, sogenannte Eco-Schemes reserviert sein. Ebenso sollen 35 Prozent der Mittel für die ländliche Entwicklung für Umweltmaßnahmen eingesetzt werden. Zudem steigt die Flexibilität für die Mitgliedstaaten durch die neuen Strategiepläne deutlich.

Am Mittwoch haben sich die EU-Agrarminister auf ihre Position geeinigt. In Kürze können die Verhandlungen zwischen Rat und Europäischen Parlament beginnen. Die europäische Landwirtschaft braucht endlich Klarheit für die nächsten Jahre.

Als CDU/CSU-Gruppe werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, dass der EU-Agrarhaushalt nominell stabil bleibt. Wir schützen bäuerliche Familienbetriebe und fördern umweltfreundliche Investitionen stärker als zuvor. Die EU-Landwirtschaftspolitik muss nachhaltiger, widerstandsfähiger und flexibler werden.

Weg frei für erste Regeln zu Künstlicher Intelligenz

Als eine der ersten Institutionen überhaupt hat das Europäische Parlament Empfehlungen dazu abgegeben, welche Regeln für Künstliche Intelligenz (KI) im Hinblick auf ethische Fragen, zivilrechtliche Haftung und geistiges Eigentum gelten sollten. Ziel ist, Innovationen, Ethiknormen und Vertrauen in die Technik zu fördern.

Die Kommission wird in dem entsprechenden Bericht nachdrücklich aufgefordert, einen neuen Rechtsrahmen vorzulegen. Er soll die ethischen Grundsätze und rechtlichen Verpflichtungen umreißen, die in der EU bei der Entwicklung, Einführung und Nutzung von künstlicher Intelligenz, Robotik und ähnlichen technischen Lösungen zu beachten sind. Gelten soll dieser Rahmen unter anderem für Software, Algorithmen und Daten.

Zudem beschloss das Plenum einen zukunftsorientierten Rahmen für die zivilrechtliche Haftung. Damit soll sichergestellt werden, dass die Betreiber von hochgradig risikobehafteten KI-Systemen für alle dadurch verursachten Schäden haftbar sind.

Ich finde: Wenn es um die Regulierung von Künstlicher Intelligenz geht, brauchen wir einen Ansatz, der gleichzeitig Rechtssicherheit für Gesellschaft und Unternehmen herstellt sowie Raum für digitale Innovationen lässt. Ein klarer Rechtsrahmen wäre innovationsfördernd, da er den Unternehmen Rechtssicherheit bietet. Gleichzeitig würde er die Bürger schützen und ihr Vertrauen in KI-Systeme steigern.

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Arbeitsprogramm der Kommission für 2021

Diese Woche hat die Europäische Kommission in Brüssel ihr Arbeitsprogramm für 2021 angenommen. Bei der Umsetzung der festgelegten Prioritäten werde die Kommission alles daransetzen, die Krise zu bewältigen und Europas Volkswirtschaften und Gesellschaften widerstandsfähiger zu machen.

Das Programm enthält neue Gesetzesinitiaiven, die in sechs politische Prioritäten unterteilt sind. 

1. Ein europäischer Grüner Deal

Um bis 2050 ein klimaneutrales Europa zu erreichen, wird die Kommission ein Legislativpaket „Fit for 55“ vorlegen, mit dem die Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gesenkt werden sollen.

2. Ein Europa, das für das digitale Zeitalter gerüstet ist

Die Kommission wird einen Fahrplan mit klar definierten digitalen Zielen für 2030 vorlegen. Der Schwerpunkt wird auf dem Recht auf Privatsphäre und Konnektivität, der Meinungsfreiheit, dem freien Datenverkehr und der Cybersicherheit liegen.

3. Eine Wirtschaft im Dienste der Menschen

Um sicherzustellen, dass die Gesundheits- und Wirtschaftskrise sich nicht zu einer sozialen Krise ausweitet, wird die Kommission einen ehrgeizigen Aktionsplan vorlegen, um die europäische Säule sozialer Rechte vollständig umzusetzen und dafür zu sorgen, dass bei der Erholung Europas niemand zurückgelassen wird.

4. Ein stärkeres Europa in der Welt

Die Kommission strebt an, eine Führungsrolle bei den weltweiten Bemühungen für einen sicheren und für alle zugänglichen Impfstoffs zu übernehmen. Darüber hinaus sollen Strategiepapiere zu einem regelbasierten Multilateralismus, einer erneuerten Partnerschaft mit unserer südlichen Nachbarschaft und über Arktispolitik veröffentlicht werden.

5. Fördern, was Europa ausmacht

Angesichts von COVID-19 wird die Kommission den Aufbau einer stärkeren Europäischen Gesundheitsunion vorschlagen. Im Kontext des neuen Migrations- und Asylpakets wird es einen EU-Aktionsplan gegen die Schleusung von Migranten und eine Strategie für die freiwillige Rückkehr und Wiedereingliederung geben.

6. Neuer Schwung für die Demokratie in Europa

Um eine Union der Gleichstellung aufzubauen, wird die Kommission neue Strategien für Kinderrechte und Menschen mit Behinderungen sowie einen Vorschlag zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt vorlegen. Ferner wird sie vorschlagen, die Liste der Straftaten mit europäischer Dimension um alle Formen von Hasskriminalität und Hassrede zu erweitern.

EU muss Maßstäbe bei Regeln für Online-Plattformen setzen

Am Dienstag haben wir zwei Berichte mit einer Rechtsetzungsinitiative verabschiedet. Darin fordern wir die Kommission auf, Probleme im Online-Bereich zu beheben – und zwar mit dem geplanten Paket zum Gesetz über digitale Dienste, das im Dezember vorgelegt werden soll.

Die aktuellen EU-Vorschriften für digitale Dienste sind seit der Verabschiedung der E-Commerce-Richtlinie vor 20 Jahren weitgehend unverändert geblieben. Ziel des anstehenden Pakets ist es, die digitale Wirtschaft auf EU-Ebene auszugestalten und – wie beim Datenschutz – Maßstäbe für den Rest der Welt zu setzen.

Als Parlament haben wir deutlich gemacht, dass die neuen Regeln des Gesetzes über digitale Dienste genauso für alle außerhalb der EU niedergelassenen Anbieter digitaler Dienste gelten, deren Dienste sich auch an Verbraucher oder Nutzer in der EU richten.

Zudem braucht es strengere Regeln gegen illegale Online-Inhalte. Eingerichtet werden müsse zudem ein verbindliches Melde- und Abhilfeverfahren, damit die Nutzer Online-Plattformen über möglicherweise illegale Inhalte oder Aktivitäten informieren können. Online-Plattformen hätten so die Möglichkeit, schnell zu reagieren und transparenter mit möglicherweise illegalen Inhalten umzugehen.

Meine Meinung ist: Was außerhalb des Internets verboten ist, sollte auch im Internet illegal sein! Die Grundsätze des Verbraucherschutzes und der Nutzersicherheit müssen Leitprinzipien des neuen Gesetzes über digitale Dienste sein. Wir brauchen zukunftsorientierte Regeln für digitale Dienste wie Online-Plattformen und -Marktplätze und einen verbindlichen Mechanismus zur Eindämmung illegaler Inhalte.

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Belarussische Opposition gewinnt Sacharow-Preis 2020

Die belarussische Opposition, vertreten durch den Koordinierungsrat, wird mit dem diesjährigen Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet.

Damit zeigen wir als Europäisches Parlament unsere uneingeschränkte Unterstützung im Kampf für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte in Belarus. Seit Monaten versammeln sich Hunderttausende in Belarus zu friedlichen Demonstrationen, trotz schwerster polizeilicher Gewalt und Bedrohungen. Diese mutigen Frauen und Männer sind durch ein einziges Ziel vereint - den Wunsch nach Veränderung. Sie wollen, dass ihre Rechte und Freiheiten respektiert werden. Sie wollen in einem Belarus leben, das eine Zukunft hat. Wir werden die Entwicklungen in Belarus weiterhin sehr aufmerksam verfolgen und bieten den Menschen in dieser herausfordernden Zeit alle Unterstützung an, die sie brauchen.

Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird jedes Jahr vom Europäischen Parlament verliehen. Er wurde 1988 ins Leben gerufen, um Einzelpersonen und Organisationen zu ehren, die die Menschenrechte und Grundfreiheiten verteidigen. Er ist zu Ehren des sowjetischen Physikers und politischen Dissidenten Andrej Sacharow benannt und mit 50 000 Euro dotiert.

Die Pressemitteilung finden Sie hier.

Eine Auswahl meiner aktuellen Interviews

• wochendaemmerung.de, 20. Oktober

 

• phoenix, 16. Oktober

 

• Handelsblatt, 15. Oktober

Meine nächsten regionalen Termine

 

26. Oktober:

• Landesvorstand der CDU in Niedersachsen (online)

 

30. Oktober: 

• CDU Kreisvorstand Cuxhaven (Flögeln)