|
|
Europa-Newsletter Oktober 2018
|
Historische Entscheidung in Mazedonien?
|
Die Bürger in der ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien haben am Sonntag über eine Änderung ihres Landesnamens in „Nord-Mazedonien“ abgestimmt. Eine Namensänderung ist Bedingung für die Beilegung des Streits mit Griechenland, welches den Namen „Mazedonien“ ebenfalls für eine Region in seinem Norden führt. Griechenland würde im Gegenzug die Blockadehaltung gegenüber einem Beitritt seines Nachbarlandes zu NATO und EU ändern, was aufgrund des Einstimmigkeitsprinzips eine Grundvoraussetzung für Beitrittsverhandlungen ist. Bei dem Referendum musste eine Mehrheit der Mazedonier von den Vorteilen dieser Namensänderung überzeugt werden und gleichzeitig ein Quorum von 50 Prozent erreicht werden. Eine überwältigende Mehrheit von 91,5 Prozent der Abstimmenden hat sich zwar für die Namensänderung und damit für die euro-atlantische Ausrichtung des Landes ausgesprochen, die erforderliche Beteiligung wurde jedoch mit 37,5 Prozent nicht erreicht. Der Boykottaufruf der Opposition hat offensichtlich seine Wirkung nicht verfehlt. Nun liegt der Ball im Spielfeld der mazedonischen Parlamentsabgeordneten. Da das Referendum nicht bindend ist, sondern nur "beratenden" Charakter hat, könnten die Namensänderung dennoch beschlossen werden. Dafür ist allerdings eine Zweidrittelmehrheit im Parlament notwendig. Jetzt geht es darum, dass sich alle Abgeordneten in Skopje ihrer Verantwortung bewusstwerden und das Wohl des Landes über parteipolitische Profilierungen stellen. Es wäre ein historischer Schritt in Richtung NATO und EU. Scheitert die Vereinbarung, drohen weitere Jahre des Stillstands für die Menschen in Mazedonien.
|
Neue Vorschläge zur Migrationspolitik
|
Nachdem der letzte Europäische Rat der Debatte um die europäische Migrationspolitik neue Impulse gegeben hatte, hat die Kommission nun weitere Legislativvorschläge vorgelegt, um die bisherigen Bemühungen zu ergänzen. Darunter befindet sich u. a. ein Vorschlag, das Mandat der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache „FRONTEX“ zu stärken. Zentrales Element ist der Aufbau einer ständigen Reserve von 10.000 Grenzschutzbeamten bis zum Jahr 2020. Diese soll sowohl aus eigenen Mitarbeitern der EU-Agentur als auch aus Personal der Mitgliedstaaten bestehen. Die Grenzschutzbeamten würden zudem Exekutivbefugnisse erhalten, die von der Durchführung von Personenkontrollen bis hin zur Anwendung unmittelbarer Zwangsmaßnahmen reichen könnten. Weiterhin würde das Mandat der Agentur hinsichtlich Rückkehr- und Rückführungsmaßnahmen gestärkt, zudem soll die Zusammenarbeit mit Drittstaaten intensiviert werden. Dafür sind in den Jahren 2019 und 2020 1,3 Milliarden Euro und im nächsten mehrjährigen Finanzrahmen von 2021 bis 2027 11,3 Milliarden Euro vorgesehen. Weitere Informationen finden Sie hier.
|
Brexit-Verhandlungen – the next round
|
Am Dienstag haben wir im Plenum die Ergebnisse des informellen Europäischen Rates vom 19. und 20. September 2018 in Salzburg beraten. Im Fokus standen die Verhandlungen über den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. In Salzburg beharrten die Verhandlungspartner auf ihren Positionen. Die britische Premierministerin May hatte einer Notfallregelung (Backstop) zur Grenzfrage auf der irischen Insel beim Europäischen Rat im März 2018 ursprünglich zugestimmt. Dieser „Backstop“ würde allerdings nur dann in Kraft treten, wenn London und die EU sich nicht auf eine bessere Lösung einigen können. Zuletzt hat London seine Zustimmung, dass sich Nordirland an den EU-Binnenmarkt und die Zollunion regulatorisch angleichen könnte, um eine harte Grenze auf der Insel zu verhindern jedoch wieder zurückgezogen. Vielmehr wünscht sich die britische Regierung eine Freihandelszone für Güter zwischen der EU und dem gesamten Vereinigten Königreich zu schaffen. Dies würde einen solchen Backstop überflüssig machen. Diesen Vorstellungen erteilen die Staats- und Regierungschefs der EU-27 mit Verweis auf die Unteilbarkeit des EU-Binnenmarkts jedoch eine klare Absage. Weitere Informationen finden Sie hier
|
Der nächste mehrjährige Finanzrahmen 2021 bis 2027
|
Die Kommission hat Anfang Mai 2018 den Vorschlag zum nächsten mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) von 2021 bis 2027 veröffentlicht. Dieser sieht eine Gesamtsumme von 1,1 Prozent des Bruttonationaleinkommens der Mitgliedstaaten vor. Die Anzahl der Programme wurde erheblich reduziert. Der künftige mehrjährige Finanzrahmen soll mehr Flexibilität enthalten. Zudem soll eine sog. Unionsreserve geschaffen werden. Nachdem die technischen Vorarbeiten inzwischen abgeschlossen sind, haben nun die Beratungen in Rat und Europäischem Parlament begonnen. Die erste Aussprache zeigte, dass im Kreis der Mitgliedstaaten sehr unterschiedliche Erwartungen an den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen formuliert werden. Einig war man sich allein hinsichtlich der siebenjährigen Laufzeit. Das Europäische Parlament beabsichtigt Anfang November 2018 eine Zwischenbilanz zu ziehen und zur Mittelausstattung der einzelnen Rubriken Stellung zu nehmen. Es wird erwartet, dass es seine Forderung nach einem Gesamtumfang des MFR von 1,3 Prozent des Bruttonationaleinkommens wiederholen wird. Ich finde, dass die Kommission, das Europäisches Parlament und eine größere Anzahl der Mitgliedstaaten sich zu Recht einen raschen Abschluss der Beratungen vor den nächsten Europawahlen Ende Mai 2019 wünschen. Geplant ist, anlässlich des Zusammentreffens der Staats- und Regierungschefs in Sibiu (Rumänien) am 9. Mai 2019 zumindest eine „Grundsatzeinigung“ zu erreichen. Ob dies realistisch ist, bleibt allerdings abzuwarten. Weitere Informationen finden Sie hier.
|
Rechtsstaatlichkeit in Rumänien
|
Seit dem Wahlsieg der sozialistischen PSD vor zwei Jahren hat Rumänien wieder ein großes Korruptionsproblem. Die Regierung ist im Begriff den Rechtsstaat auszuhöhlen, die Justiz zu schwächen und alles zu tun, um die von der EU unterstützte Arbeit der Anti-Korruptionsbehörde ins Leere laufen zu lassen. Es ist inakzeptabel, dass die rumänische Regierung versucht, die Anti-Korruptionsgesetze abzuschwächen und Korruption so zu entkriminalisieren. Die Rechtsstaatlichkeit ist in dem Land in großer Gefahr. Die Europäische Volkspartei steht deshalb an der Seite der rumänischen Bürger, die in zahlreichen Massendemonstrationen zuletzt ihrem Ärger Luft gemacht haben – das haben wir am Mittwoch in einer lebhaften Plenardebatte zu diesem Thema einmal mehr deutlich gemacht. Ich finde: Wir dürfen in Europa nicht mit zweierlei Maß messen. Was für Ungarn und Polen gilt, muss auch für Rumänien gelten. Korruption darf nicht legalisiert werden! Die Debatte können Sie hier sehen.
|
Türkei-Vortrittsbeihilfen werden gekürzt
|
Am Dienstag hat das Plenum dafür gestimmt, die Türkei-Vortrittsbeihilfen zu kürzen.Eigentlich sollten 2018 im Rahmen der EU-Beitrittsverhandlungen insgesamt 217 Millionen Euro für Reformen, Infrastrukturprojekte und Landwirtschaftshilfen an die Türkei gezahlt werden. Die Auszahlung dieser Summe war vergangenes Jahr an die Bedingung geknüpft worden, dass die Türkei messbare und ausreichende Verbesserungen bei Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Menschenrechten und Pressefreiheit erzielt. Der Rechtsstaat in der Türkei bewegt sich jedoch in die falsche Richtung. Seit dem gescheiterten Putschversuch 2016 sind tausende Journalisten, Beamte und Oppositionelle entlassen oder sogar inhaftiert worden. Das Vorgehen von Präsident Erdogan widerspricht unseren europäischen Grundwerten von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit. Es ist deshalb das richtige Signal, die Vorbeitrittshilfen für die Türkei in diesem Jahr zu kürzen. Nur bei ganz bestimmten Projekten, die der Demokratieförderung direkt vor Ort zu Gute kommen, soll weiter Hilfe geleistet werden.
|
Dramatische Lage im Jemen
|
Im Jemen herrscht eine der schlimmsten humanitären Krise weltweit. Mehr als 22 Millionen Menschen – drei Viertel der Bevölkerung – sind auf Hilfe und Schutz angewiesen. Aufgrund einer Trinkwasserknappheit, mangelnder Nahrungsmittel und Medikamente breiten sich Krankheiten wie Cholera immer weiter aus. Das Völkerrecht wird von allen Seiten verletzt. Am Dienstagabend haben wir erneut an die Konfliktparteien appelliert, endlich die von den Vereinten Nationen geführten Friedensverhandlungen wiederaufzunehmen. Meinen Debattenbeitrag können Sie hier sehen.
|
Wie sieht das neue Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ aus?
|
Rat und Europäisches Parlament haben die Verhandlungen über das neue Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ aufgenommen. Ziel ist es, diese noch vor Ende der Legislaturperiode im Mai 2019 zu verabschieden. Das Europäische Parlament ist bemüht, diesen ambitionierten Zeitplan einzuhalten. So stellten die Berichterstatter Dan Nica (S&D/ROU) und Christian Ehler (EVP/DEU) ihre Berichtsentwürfe am 10. September 2018 im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) vor. Beide fordern die Budgets auf 120 Milliarden Euro (Vorschlag Kommission: 100 Mrd. Euro) zu erhöhen. Zudem kritisieren sie, dass zentrale Neuerungen, wie der Europäische Innovationsrat und EU-weite Forschungs- und Innovationsaufträge, zu vage formuliert seien. Hinsichtlich des strategischen Planungsprozesses, im Rahmen dessen die Kommission beabsichtigt zentrale Fragen der Umsetzung von „Horizon Europe“ zu erarbeiten, schlägt Berichterstatter Ehler einen delegierten Rechtsakt vor, um eine Beteiligung des Europäischen Parlaments sicherzustellen. Die Abstimmung im Industrieausschuss (ITRE) ist für den 21. November 2018 geplant. Weitere Informationen finden Sie hier.
|
Neue Regeln für Mediendienste
|
Das Europäische Parlament hat am Dienstag die Regeln für Fernsehen und Videodienste für das digitale Zeitalter fit gemacht. Die neuen, überarbeiteten Rechtsvorschriften für audiovisuelle Mediendienste gelten für Rundfunkanstalten, aber auch für Video-On-Demand und Video-Sharing-Plattformen wie Netflix, YouTube oder Facebook sowie für das Live-Streaming auf Videoplattformen. Mit der neuen Richtlinie will das Parlament einen besseren Schutz für Kinder und strengere Vorschriften für Werbung schaffen. Außerdem sollen damit europäische Filme stärker gefördert werden. Bei den Werbezeiten können künftig im Zeitraum von 18 bis 24 Uhr 72 Minuten frei verteilt werden, soweit es bei einer Unterbrechung von maximal alle 30 Minuten bleibt. Meine Meinung ist: Für Online-Medien sollten die gleichen Standards gelten wie für klassische Medien. Künftig werden neben Videoplattformen wie YouTube auch audiovisuelle Inhalte in den Sozialen Medien von der EU-Regelung miterfasst. Kinder- und Jugendschutz soll dabei großgeschrieben werden. Daneben ist es für mich wichtig, dass wir Transparenz-Standards für Sponsoring und Produktplatzierung für alle Medien bekommen. Weitere Informationen finden Sie hier.
|
Neue CO²-Grenzwerte für Autos
|
Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hatte den Vorschlag der Kommission, den durchschnittlichen Flottenausstoß bis 2030 um 30 Prozent gegenüber der Grenze für 2020 (95 Gramm/Kilometer) zu senken, verschärft. Mit knapper Mehrheit wurden 40 Prozent als Reduktionsziel angenommen. Das Plenum hat diese Position am Mittwoch nun in erster Lesung bestätigt und zwar gegen meine Stimme. Ich bin der Meinung, dass wir unsere Verpflichtungen beim Klimaschutz ernst nehmen müssen. Deshalb ist langfristig eine maßvolle weitere Absenkung des Kohlendioxidausstoßes bei Pkws richtig. Aber, bereits mit dem von der Kommission vorgeschlagenen Reduktionsziel von 30 Prozent hätten wir den Zielen des Pariser Klimaabkommens entsprochen. Mir ist wichtig, dass Autobesitzer nicht stärker belastet werden und es zu keinem Abbau von Arbeitsplätzen kommt! Die Kommission hat in einer Auswirkungsstudie massive Arbeitsplatzverluste für einen Zielwert von 45 Prozent Reduktion vorhergesagt. Das beträfe uns in Niedersachsen ganz besonders. Trotz Reduzierung der CO²-Emissionen muss die europäische Automobilindustrie wettbewerbsfähig bleiben. Jetzt kommt es darauf an, dass wir in den Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten eine realistische Lösung finden, die Klimaschutz und Arbeitsplätze in Einklang bringt. Weitere Informationen finden Sie hier.
|
Nachhaltiger Fischfang zahlt sich aus
|
Die Rekordfangergebnisse der europäischen Fischer im Jahr 2016 sind laut dem jüngst vorgelegtem „Jahreswirtschaftsbericht zur Lage der EU-Fischereiflotte“ eng mit der Nutzung nachhaltiger Fangmethoden verknüpft. Aus dem Bericht geht hervor, dass der Ertrag stagniert, wenn Flotten auf Bestände angewiesen sind, die immer noch überfischt sind. Dort wo nachhaltig gefischt wird, konnten ihre Rentabilität deutlich erhöht werden. Die EU-Fischereiflotte verzeichnete 2016 einen Rekordgewinn von 1,3 Milliarden Euro, was einer Steigerung von 68 Prozent gegenüber 2015 entspricht. Die Prognosen für 2017 und 2018 sind günstig. Diese positive Entwicklung im Fischereimanagement bringt uns dem langfristigen Ziel einer nachhaltigen Fischerei bis 2020 näher. Der anhaltende Trend zu höheren Gewinnen für den Fischereisektor und einem höheren Mehrwert für Fischerei und Küstengemeinden in der EU ist sehr erfreulich. Unser gemeinsames Engagement für die Nachhaltigkeit zahlt sich also aus. Weitere Informationen finden Sie hier.
|
Freie und faire Europawahlen sicherstellen
|
Die Kommission hat aus Sorge vor Desinformationskampagnen im Internet Maßnahmen vorgeschlagen, um freie und faire Europawahlen im Mai 2019 zu gewährleisten. Dabei geht es vor allem um eine verstärkte Transparenz bei politischen Werbeanzeigen im Internet. Künftig soll es die Möglichkeit geben, Sanktionen aufzuerlegen, wenn personenbezogene Daten rechtswidrig genutzt werden, um Wahlen zu beeinflussen. Zur schnellen Bekämpfung von Desinformationskampagnen sollen auf nationaler Ebene Wahlkooperationsnetze eingerichtet werden. Diesen sollen Behörden angehören, die für Wahlfragen, Cybersicherheit, Datenschutz und Strafverfolgung zuständig sind. Zur Transparenz von politischen Werbeanzeigen im Internet sollen die Parteien, Stiftungen und Wahlkampforganisationen angeben, welche Partei oder politische Unterstützergruppe hinter einer bestimmten politischen Online-Werbung steht und welche Auswahlkriterien bei der Verbreitung von Informationen an Bürger verwendet wurden. Bei Verstößen sollen Sanktionen verhängt werden können. Nationale Behörden, politische Parteien und Medien sollen zudem Maßnahmen ergreifen, um ihre Netz- und Informationssysteme gegen Bedrohungen im Bereich der Cybersicherheit abzusichern.
|
Meine nächsten Termine vor Ort
|
07.10. Politischer Frühschoppen des CDU Kreisverbandes Verden 14.10. Junge Union Bezirkstag Elbe-Weser, Grasberg 15.10. „Cuxday“ der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven, Berlin 19.10. Diskussion am Gymnasium Langen, Geestland
|
|
|
|
|