Weser Kurier: Europa braucht den deutsch-französischen Motor
Nach schwierigen Krisenjahren gibt es neue Hoffnung für die Europäische Union. Ein wesentlicher Grund: die Wahl des bekennenden pro-europäischen Präsidenten Emmanuel Macron und die damit verbundene Chance, der deutsch-französischen Partnerschaft als Motor der europäischen Integration neuen Schwung zu verleihen.
In den vergangenen Jahrzehnten haben wir eine starke Institutionalisierung der deutsch-französischen Zusammenarbeit erlebt – ein klares Zeichen für die Tragweite der historischen Aussöhnung, die wir auch dem Elysée-Vertrag zu verdanken haben. Beide Länder sind füreinander die wichtigsten Handelspartner. 16 Prozent der Exporte Frankreichs gehen nach Deutschland, 9,5 Prozent der deutschen Exporte nach Frankreich. Rund 3000 Städtepartnerschaften (Jumelages) existieren zwischen Deutschland und Frankreich. In unserer Region beispielsweise zwischen Bremerhaven und Cherbourg-Octeville, Cuxhaven und Vannes oder Delmenhorst und Allonnes.
Ein enormes Potenzial bietet auch die gemeinsame Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie. Das belegen erfolgreiche deutsch-französische Technologie-Projekte wie Airbus und Ariane, die für Bremen wichtig sind.
Die Ideen von Präsident Macron zur Reform der Währungsunion hat die Europäische Kommission bereits in Legislativvorschläge übertragen. Sie warten nun darauf, in einen deutsch-französischen Konsens zu münden, der auch von den anderen Mitgliedstaaten mitgetragen wird.
1962, ein Jahr vor Unterzeichnung des Elysée-Vertrags, formulierte Konrad Adenauer: „Diese deutsch-französische Verständigung ist nicht für die Wirren des Tages bestimmt, sondern sie ist für die Dauer bestimmt, für Europa.“ Auch heute braucht das vereinte Europa Frankreich und Deutschland – in der Form eines funktionsfähigen Tandems, das die EU einigt, stärkt und auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet