Westfalen-Blatt: McAllister spricht beim Europa-Forum der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung
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Westfalen-Blatt: McAllister spricht beim Europa-Forum der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung

aderborn (WB). Fragt man den ehemaligen Ministerpräsidenten Niedersachsens, David McAllister, nach seiner Meinung zum Brexit, dann ist diese klar. Beim Europa-Forum der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU im Kreisverband Paderborn (MIT) war er in der Volksbank Paderborn zu Gast.

»Einen Exit vom Brexit gibt es nicht«, lautete das Fazit von David McAllister, der vor den Mittelständlern das Thema »Der Brexit – Eine historische Fehlentscheidung« aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtete. Der Vize-Präsident der Europäischen Volkspartei (EVP) ist auch persönlich von der Entscheidung betroffen – er hat neben der deutschen auch die britische Staatsbürgerschaft. »Erschwerend kommt hinzu, dass meine Familie aus Schottland kommt. Einem Land also, das sich mit einer klaren Mehrheit von 62 Prozent für den Verbleib in der EU ausgesprochen hat, aber aufgrund der Entscheidung der britischen Regierung ebenfalls raus muss. Das ist nicht einfach.«

So emotional der 47-Jährige seine persönlichen Ansichten vor den rund 150 Gästen im Forum der Verbund-Volksbank OWL vortrug, so sachlich bewertete er die politische Dimension des Brexits und nahm dabei alle Hoffnungen auf eine Kehrtwende. »Eine Umkehr wird es nicht geben, denn die grundsätzliche Entscheidung zweifelt in Großbritannien kein Politiker an. Gestritten wird aktuell nur über die Details des Austritts. Und genau hier liegt das Problem, denn von britischer Seite kommt nicht viel, was Hand und Fuß hat«, berichtete David McAllister.

Dementsprechend sei ein Brexit ohne eine Vereinbarung zu den künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU immer noch im Bereich des Möglichen. »Das wäre der absolute Super-Gau. Die Folgen sind für die Briten ohnehin erheblich. Wenn sich beide Seiten nicht über einen Rahmen für die künftige Zusammenarbeit einigen können, würde das die Beziehung auf ein Niveau herabstufen, wie sie die EU aktuell mit einigen afrikanischen oder südamerikanischen Staaten verbindet«, sagte McAllister. Dabei läge der Ball eindeutig im Feld Großbritanniens, das sich durch eigene rote Linien das Leben schwer mache und immer noch davon träume, sich die Rosinen herauszupicken.

»Das Vereinigte Königreich verlässt insgesamt 975 Abkommen, welche die EU mit Drittländern geschlossen hat. Darunter sind mehr als 50 Freihandelsabkommen. Alle diese Verträge muss London neu aushandeln und auf britisches Recht umschreiben. Es ist naiv zu glauben, dass künftige Verträge mit Australien oder Neuseeland die EU gleichwertig ersetzen können. Auch die USA zeigt aktuell eher die kalte Schulter. Derzeit leben und arbeiten eine Million Briten in der EU und 3,2 Millionen EU-Bürger in Großbritannien. Wir müssen also einen vernünftigen und tragfähigen Rahmen hinbekommen.« Endgültig raus aus der EU ist Großbritannien nach einer Übergangsphase erst ab dem 1. Januar 2021.

Für Dietmar Engel, Wirtschaftsprüfer bei HLB Dr. Stückmann und Partner in Bielefeld, ist das nur ein schwacher Trost: »Es herrscht eine große Unsicherheit bei den Unternehmen, speziell was die Anpassungen an das Steuerrecht und die anfallenden Mehrkosten angeht.«