Die WELT: Jetzt sollen Weißhelme syrische Kinder getötet haben
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Die WELT: Jetzt sollen Weißhelme syrische Kinder getötet haben

von Christoph B. Schiltz

Das russische Fernsehen verbreitet, dass die Bilder nach dem Chemiewaffenangriff in Syrien erfunden wurden – und spricht von „nackten und nassen Kindern, die zittern, weil es kalt ist“. Das berichtet eine EU-Task Force.

Es wird immer bizarrer: Erst leugnete Russland einen Giftgasangriff des Assad-Regimes gegen die Zivilbevölkerung in der syrischen Stadt Duma – jetzt soll der Westen laut russischem Fernsehen auch noch syrische Kinder getötet haben, um Falschnachrichten über Diktator Assad zu verbreiten. Das meldet die EU in ihrer neuesten Zusammenstellung der „Best of“-Falschnachrichten aus Russland.

Nach Angaben des russischen Fernsehens sollen die Bilder von leidenden und apathischen Kindern nach dem Chemiewaffenangriff in Duma erfunden sein.

In dem Statement des russischen Fernsehens heißt es weiter wörtlich: „Es kann sein, dass nackte und nasse Kinder zittern, weil es kalt ist. Einige Kinder könnten bewusstlos sein, oder aber sie schlafen einfach nur. Es wäre gut, wenn die Fotos der Kinder nur gestellt sein würden, damit keine Menschen für das Filmmaterial ermordet werden mussten. Eine Nichtregierungsorganisation schwedischer Ärzte hat die Weißhelme angeklagt, Kinder für realistische Bilder getötet zu haben.“*

Diffamieren, denunzieren, lügen

Eine kleine Einheit von 14 Mitarbeitern im Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD), die sogenannte East Strat Com Task Force, stellt einmal wöchentlich Falschnachrichten, die von Moskau gesteuert werden, zusammen. Ziel der Kreml-Trolle ist, mit ihrer Propaganda den Westen zu destabilisieren. Die Mittel: Diffamierungen, Denunzierungen und Lügen. Russische Diplomaten wenden dagegen ein, dass die Regierung in Moskau für diese Nachrichten nicht verantwortlich ist.

Häufig wird der Westen in den Falschmeldungen als verdorbene Welt gezeigt: Kindertaufen und Weihnachtsbäume sind verboten, im Baltikum entstehen Konzentrationslager, auf Brüssels Straßen werden täglich Tausende Frauen sexuell angegriffen, und der Bau von Schneemännern ist aus rassistischen Gründen untersagt.

Auch zur Vergiftung des früheren Doppelagenten Skripal erfanden die Kreml-Trolle eine neue Sichtweise: Der Angriff auf Sergej Skripal und seine Tochter Julia im englischen Salisbury sei vom Westen initiiert worden, um eine Aufstockung des Nato-Budgets zu rechtfertigen. Die EU und die USA gehen dagegen davon aus, dass Moskau hinter dem Angriff mit dem Nervengift Nowitschok steckt.

Der Westen, so heißt es weiter, verbreite damit „Goebbels-Propaganda“ und versuche die Welt davon zu überzeugen, dass „Russland ein Volk von Kriminellen“ sei. Moskaus Zurückweisung der Anschuldigungen werde auch von EU-Ländern wie Finnland geteilt, heißt es im Rahmen der Desinformationskampagne russischer Medien. So hätten finnische Politiker den Geheimdienst der Ukraine für den Anschlag auf Skripal verantwortlich gemacht.

Der Chef des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, David McAllister (CDU), forderte mehr Unterstützung für die East Strat Com Task Force: „Sie macht bereits auf Russlands andauernde Desinformationskampagnen aufmerksam. Diese Arbeitsgruppe sollte finanziell und personell besser ausgestattet werden.“

Moskau habe in der Vergangenheit wiederholt versucht, Wahlen im Ausland mit Desinformationskampagnen zu beeinflussen. McAllister weiter: „Die Wahlen zum Europäischen Parlament im Mai 2019 werden schon aufgrund ihres Umfangs für derartige Versuche Moskaus besonders anfällig sein. Um dieser Bedrohung effektiv entgegenzutreten, sollte die Europäische Union eine zielgerichtete Kommunikationsstrategie entwickeln.“

3500 Fälle von Desinformation

Diese Strategie sollte Fake News und Desinformation wirkungsvoll bekämpfen und gleichzeitig europäische Werte vermitteln, so der ehemalige Ministerpräsident Niedersachsens. Laut EU-Chefdiplomatin Federica Mogherini hat die Abteilung seit ihrer Gründung im September 2015 insgesamt „3500 Fälle von Desinformation im Sinne des Kreml aufgedeckt, wobei in den meisten dieser Fälle europäische Werte, politische Maßnahmen, Menschen und demokratische Prozesse abgewertet oder falsch dargestellt werden“.

Die Task Force zur Aufdeckung von Falschmeldungen ist weitgehend auf die Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten angewiesen, um genügend Daten sammeln zu können.