Europa-Newsletter Juli 2022

Diese Plenarwoche in Straßburg hat die neue EU-Ratspräsidentschaft Tschechiens eingeleitet. Vor uns liegt ein entscheidendes halbes Jahr für die großen Herausforderungen in Europa: Es geht darum, die Wirtschaft zu stützen und die Inflation in den Griff bekommen. Viele Menschen haben existenzielle Sorgen. Eine weitere Priorität muss der rasche Abschluss der Verhandlungen rund um das Klimaschutzpaket "Fit-for-55" sein. Der brutale russische Krieg gegen die Ukraine hält Europa weiterhin in Atem.

 Erfreulich ist, dass wir diese Woche im Europäischen Parlament grünes Licht für den Beitritt Kroatiens zur Europäischen Währungsunion zum 1. Januar 2023 gegeben haben. In den nächsten Monaten werden wir alles dafür tun, dass dieser jüngste EU-Mitgliedstaat zum gleichen Datum auch dem grenzenlosen Schengenraum beitreten kann. Die Regierung in Zagreb unter Ministerpräsident Andrej Plenković (EVP) hat alle Hausaufgaben dafür erledigt.

Tschechische Ratspräsidentschaft beginnt unter

Eindruck des Ukraine-Kriegs

Am 1. Juli hat die Tschechische Republik unter dem Motto „Europa als Aufgabe“ turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft von Frankreich übernommen. Damit wird die tschechische Regierung in den kommenden sechs Monaten die Sitzungen des Rats der Europäischen Union leiten und diesen gegenüber den anderen Institutionen der EU wie der Kommission und dem Parlament vertreten.

Die tschechische Regierung hat aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihre Schwerpunkte neu formuliert.

Am Mittwoch hat der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala im Plenum das Programm und die Prioritäten seiner Ratspräsidentschaft vorgestellt. Die wichtigsten Themen sind:

1. die Flüchtlingskrise zu bewältigen und den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg vorzubereiten,

2. die Sicherheit der Energieversorgung zu gewährleisten,

3. die Verteidigungsfähigkeit Europas und der Sicherheit im Cyberspace zu stärken,

4. die europäische Wirtschaft zu stützen und widerstandsfähiger zu machen sowie

5. den Wert von demokratischen Prinzipien und Institutionen zu betonen.

Die tschechische Ratspräsidentschaft will auch den Indo-Pazifik in den Blick nehmen. Als Auswärtiger Ausschuss haben wir immer wieder auf die entscheidende Bedeutung dieser Weltregion verwiesen.

Debatte zu den Entwicklungen in Nordirland

Am Mittwoch hat das Plenum über die jüngsten Entwicklungen in Nordirland debattiert. Derzeit durchläuft ein Gesetzesentwurf das britische Unterhaus, mit dem wesentliche Aspekte des Protokolls zu Irland und Nordirland gefährdet werden.

In meinem Plenarbeitrag habe ich deutlich gemacht, dass das von der britischen Regierung vorgelegte "Northern Ireland Protocol Bill" ein bedauerlicher Schritt sei. Dieses einseitige Vorgehen schafft weitere Schwierigkeiten für die Unternehmen und Menschen in Nordirland.

Das Protokoll zu Irland und Nordirland ist die zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU vereinbarte Lösung, um die mit dem Brexit einhergehenden Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehört das Karfreitagsabkommen in all seinen Dimensionen zu wahren und eine harte Grenze auf der irischen Insel zu vermeiden.

Die EU hat auf diesen britischen Gesetzentwurf bislang angemessen, entschlossen und zugleich gelassen reagiert. Wir wollen stabile und positive Beziehungen mit dem Vereinigten Königreich auf der Grundlage unserer Abkommen, die wir gemeinsam ausgehandelt, unterzeichnet und ratifiziert haben. 

Es gilt, die Gespräche über die praktische Umsetzung des Protokolls wiederaufzunehmen. Das Protokoll ist nicht das Problem. Es ist ein Teil der Lösung für ein Problem. Das Problem ist und bleibt der Brexit!

Meinen Plenarbeitrag gibt es auf meinem YouTube-Kanal.

Zusammenarbeit zwischen

EU und Indien stärken

Am Dienstag hat das Plenum einen Bericht über die Handelsbeziehungen zwischen Indien und der EU verabschiedet. Für meine Fraktion, die Europäische Volkspartei (EVP), hatte ich den Text mitverhandelt.

Nach dem EU-Indien Gipfel am 8. Mai 2021 in Porto wurde ein ambitionierter Fahrplan für die Wiederaufnahme der Verhandlungen für ein Handelsabkommen vereinbart, das den aktuellen globalen Herausforderungen gerecht werden soll. Der Bericht kommt zur richtigen Zeit, da die EU und Indien die Verhandlungen über ein Investitions- und Freihandelsabkommen vor drei Wochen wiederaufgenommen haben.

Es geht um drei wesentliche Punkte:

1. Eine Bewertung der bestehenden Handelsbeziehungen zwischen Indien und der EU unter Berücksichtigung der raschen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in der Region sowie der noch bestehenden Handelshemmnisse.

2. Eine Bewertung der bestehenden Investitionsschutzbeziehungen zwischen Indien und der EU unter Nennung der dringendsten Fragen, die in einem künftigen eigenständigen Investitionsschutzabkommen behandelt werden sollten.

3. Eine stärkere Zusammenarbeit bei Regulierungsfragen, um Unternehmen auf beiden Seiten ein transparentes, diskriminierungsfreies und vorhersehbares Geschäftsumfeld zu bieten.

Moderne Digitalgesetze beschlossen

Das Europäische Parlament hat am Dienstagmittag das Gesetz über Digitale Märkte (DMA) und das Gesetz über Digitale Dienste (DSA) verabschiedet. Mit dem Paket hat das Europäische Parlament eine neue Ära der Tech-Regulierung eingeleitet. Der Grundsatz lautet: Was in der analogen Welt verboten ist, kann auch in der digitalen Welt nicht erlaubt sein.

Das DMA befasst sich mit der Marktmacht von großen Digitalunternehmen und Marktstrukturen in Plattformmärkten. Damit werden nach zahllosen kartellrechtlichen Verfahren Regeln im Digitalbereich festgelegt und die europäische Plattformökonomie neu geordnet. Das Gesetz über digitale Märkte schiebt den Geschäftspraktiken der großen Unternehmen einen Riegel vor. Die Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft müssen auch online gelten. Damit sorgen wir für offene Märkte und stärken die Wahlfreiheit für Verbraucher.

Das Gesetz über Digitale Dienste (DSA) regelt die Verantwortung und Haftung von Online-Vermittlern wie Amazon oder TikTok für illegale Inhalte und Produkte. Das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) wird dadurch größtenteils in EU-Recht überführt. Ziel ist es, quasi-rechtsfreie Räume im Internet zu schließen. So entsteht eine Rechtslage, in der Plattformen zukünftig für illegale Inhalte und Verhaltensweisen geradestehen müssen, auch wenn Produkte dort von Dritten angeboten werden.

Weitere Informationen gibt es hier.

Schwerpunkte des Auswärtigen Ausschusses im zweiten Halbjahr

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine erfordert eine strategische Neuausrichtung der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU. Der Auswärtige Ausschuss des Europäischen Parlaments hat für das zweite Halbjahr 2022 folgende Schwerpunkte aufgestellt:

1️. Die Europäische Union muss mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit und Verteidigung übernehmen. Dafür gilt es, sich eng mit der NATO abzustimmen. Der NATO-Gipfel in Madrid am 29. und 30. Juni hat sich zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit zwischen EU und dem transatlantischen Verteidigungsbündnis nachhaltig zu stärken. Der im März beschlossene Strategische Kompass der EU - eine Roadmap unserer künftigen Sicherheits- und Verteidigungspolitik - muss vollständig umgesetzt werden und mit dem Strategischen Konzept der NATO abgestimmt werden.

2. Die Europäische Union sollte ihr außenpolitisches Engagement verstärken. Dazu zählt die Ukraine weiterhin politisch, finanziell, humanitär und militärisch zu unterstützen. Auch die sechs Länder des Westlichen Balkans werden weiterhin Priorität haben. Gleichzeitig dürfen wir unsere Partnerschaften in anderen Teilen der Welt nicht vernachlässigen. Das gilt vor allem mit Blick auf den afrikanischen Kontinent, Südamerika und den Indopazifik. Nur gemeinsam lässt sich der Einfluss von autokratischen Regimen wie Russland und China eindämmen.

3. Ziel ist und bleibt, maximalen Druck auf das Putin Regime auszuüben. Hierfür ist entscheidend, die Sanktionen gegen die Russische Föderation konsequent umzusetzen und Schlupflöcher zu schließen. Unsere Energieabhängigkeit von Russland ist im beschlossenen Tempo zu reduzieren. Kriegsverbrechen in der Ukraine müssen vollständig dokumentiert und verfolgt werden. Unsere Geschlossenheit und Einigkeit ist unsere Stärke. Sie muss bewahrt werden!

EU und Neuseeland beschließen Freihandelsabkommen

Das Freihandelsabkommen der EU mit Neuseeland kommt zur richtigen Zeit. Am 30. Juni haben sich beide Seite die Verhandlungen abgeschlossen. Das Abkommen ist ein wichtiges und starkes Signal: Wir setzen auf eine regelbasierte Zusammenarbeit, die auf internationalen Verträgen beruht.

Unternehmen und Verbrauchern werden bedeutende wirtschaftliche Chancen eröffnen. Das Abkommen ist fortschrittlich gestaltet. Europäische Betriebe bekommen Marktzugang in Neuseeland für unsere Unternehmen und können somit Arbeitsplätze sichern. Zudem sind viele Sozial- und Umweltstandards mit eingearbeitet, die künftig durchsetzbar sein werden. Alles in allem zeigt der heutige erfolgreiche Abschluss deutlich, dass die Europäische Union eben doch in der Lage ist, ehrgeizige, ausgewogene und zukunftsorientierte Handelsabkommen zu schließen.

Das Europäische Parlament wird nun darauf drängen, die endgültigen Texte so schnell wie möglich zu erhalten. Es geht darum, sie im Detail zu prüfen. Erst dann werden wir im Plenum abstimmen, damit das Handelsabkommen möglichst schnell seinen gewünschten Beitrag für wirtschaftliche Stabilität und gute Zusammenarbeit leisten kann. Unser Ziel ist es, die Ratifizierung in den nächsten Wochen abzuschließen.

Zur Reform des europäischen Wahlrechts

Anfang Mai hatte das Europäische Parlament mehrheitlich ein neues Wahlrecht verabschiedet und anschließend dem Rat zur Beschlussfassung übermittelt. Anders als im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren können die Mitgliedstaaten den Entwurf des Parlaments frei abändern.

Um eine Umsetzung zur kommenden Europawahl im Jahr 2024 zu ermöglichen, müsste der Rat sich noch während der tschechischen Ratspräsidentschaft auf einen Kompromiss einigen. Die französische Ratspräsidentschaft hat anders als erwartet, leider keine Fortschritte erzielt. Der tschechische Europaminister Mikuláš Bek zeigt sich offen dafür, das Wahlrecht im Rahmen eines Gesamtpakets für institutionelle Fragen zu behandeln.

Ziel des Europäischen Parlaments ist es, transnationale Listen einzuführen. Damit hätten die Wähler zwei Stimmen. Sie wählen den Abgeordneten in den Wahlkreisen der Mitgliedstaaten und einen weiteren Kandidaten für einen EU-weiten Wahlkreis, in dem 28 zusätzliche Sitze vergeben werden. Um die Wahl einheitlicher zu gestalten, schlägt das Parlament vor, den 9. Mai als europaweiten Wahltag festzulegen und überall die Briefwahl zu ermöglichen.

Für eine Reform des Wahlrechts müssen die Mitgliedstaaten eine einvernehmliche Entscheidung treffen. Der Beschluss muss dann von der Mehrheit des Europäischen Parlaments bestätigt werden. Anschließend müssen alle 27 nationalen Parlamente die Novelle in nationales Recht umsetzen. Erst dann kann das neue europäische Wahlrecht in Kraft treten.

Landwirte besuchen Europäisches Parlament

Am Mittwoch habe ich Landwirte aus dem Landkreis Cuxhaven im Europäischen Parlament in Straßburg begrüßt. Auf dem Programm standen unter anderem ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Agrarausschusses, Norbert Lins (CDU), sowie ein Rundgang durch das Parlamentsgebäude. Die Besucher haben zudem eine Plenardebatte auf der Tribüne verfolgt.

Eine Auswahl meiner jüngsten Interviews

• Podcast „Discuss“, 6. Juli 2022

 

• Euractiv, 28. Juni 2022

 

• Rheinische Post, 22. Juni 2022

 

• Euronews, 22. Juni 2022 

 

• Bayrischer Rundfunk, 16. Juni 2022

Meine nächsten regionalen Termine

8. Juli

• Landesparteitag der CDU in Niedersachsen, Lingen

 

9. Juli

• Landesparteitag der CDU in Niedersachsen, Lingen

 

27. Juli

• Veranstaltung des CDU Wirtschaftsrates in Bremerhaven

 

28. Juli

• Veranstaltungen in den Landkreisen Uelzen und Celle

 

1. August

• Veranstaltung in Goslar

 

2. August

• Veranstaltungen in den Landkreisen Diepholz und Verden