Europa-Newsletter Juni 2022

Bei der Plenartagung des Europäischen Parlaments in Straßburg haben wir in dieser Woche über einen Großteil des EU-Klimapakets „Fit for 55“ abgestimmt. Die EU will ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 senken. Das langfristige Ziel ist es, bis 2050 klimaneutral zu werden. Zur Reform des Emissionshandelssystems und der Einführung eines CO2-Grenzausgleichsmechanismus haben Sozialisten und Grüne leider eine gemeinsame Positionierung des Parlaments verhindert. Stattdessen stimmten sie gemeinsam mit den Rechten und Linken gegen einen fairen Kompromiss, der auf dem Tisch lag. Beim Thema CO2-Emissionsnormen für PKW hat sich eine Mehrheit - gegen unsere EVP-Fraktion - für das Verbot des Verbrennermotors ab dem Jahr 2035 ausgesprochen. Damit verabschiedet sich das Europäische Parlament vom Prinzip der Technologieneutralität. Grüne, Liberale und Sozialisten setzen nun ausschließlich auf die Karte Elektromobilität. Damit ist fraglich, ob damit dem Weltklima und der europäischen Wettbewerbsfähigkeit geholfen ist. Es bestehen erhebliche Zweifel.

Des Weiteren standen zwei Berichte auf der Tagesordnung, für die ich verantwortlich bin. Dabei geht es zum einen um unsere Vision für die Zukunft der EU-Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und zum zweiten um die sicherheitspolitischen Herausforderungen im Indo-Pazifik. Beide Berichte sind von einer großen Mehrheit des Parlaments unterstützt worden.

Ukraine: Folgen für die Sicherheit und Verteidigung der EU

Das Europäische Parlament untermauert mit einer von mir vorbereiteten Empfehlung unseren Willen, die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union nachhaltig zu stärken. Die EU muss sich dringend mit den erforderlichen Mitteln und Instrumenten ausstatten, um auf komplexe Sicherheitsbedrohungen reagieren zu können.

Eine robuste Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ist die Grundlage dafür, die EU handlungsfähiger und eigenständiger zu machen. Die Mitgliedstaaten sollten darauf hinarbeiten, verteidigungsbezogene Fähigkeiten gemeinsam zu beschaffen und zu entwickeln. Doppelarbeit und Fragmentierung müssen endlich beseitigt werden! Das Ringen um das sechste Sanktionspaket gegen die Russische Föderation war ein weiterer Beleg dafür, dass es in der EU-Außen- und Sicherheitspolitik Mehrheitsabstimmungen im Rat geboten sind. Ein echter und ernsthafter politischer Wille ist erforderlich, um Entscheidungsverfahren zu vereinfachen. 

Im Detail sind für mich acht Punkte entscheidend:

1. Der Strategischen Kompass sollte zügig umgesetzt werden, insbesondere im Hinblick auf die Einsatzfähigkeit der neuen schnellen Einsatztruppe.

2. Missionen und Operationen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sind zu überprüfen und zu verstärken. Sie müssen an die neuen geopolitischen Gegebenheiten angepasst werden.

3. Eine dritte Gemeinsame Erklärung von EU und NATO ist geboten, um die Aktivitäten auf Basis des Strategischen Kompasses der EU und des Strategischen Konzepts der NATO aufeinander abzustimmen.

4. Die Europäische Nachbarschaftspolitik sollte angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine überprüft werden. Ziel ist, Vorschläge zu entwickeln, wie die Beziehungen zu beitrittswilligen Ländern vor dem Hintergrund einer offenen militärischen Aggression mitten in Europa gestärkt werden kann.

5. Das Europäische Parlament ist in angemessener Weise in die weitere Umsetzung der Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU, einschließlich des Strategischen Kompasses und der Europäischen Friedensfazilität, einzubeziehen.

6. Unsere sicherheits- und verteidigungsbezogenen Aktivitäten müssen mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausgestattet werden. Nur so können wir effektiv und glaubwürdig sein.

7. Die Lieferung von Waffen zur Selbstverteidigung und Material an die Ukraine muss fortgeführt werden. Das ist ein klares politisches Signal der Solidarität mit dem Land.

8. Die EU-Sanktionen müssen schlagkräftig sein. Dazu sind die Mittel der Kommission zu stärken, um die vollständige Umsetzung restriktiver Maßnahmen zu gewährleisten.

Um mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit und Verteidigung zu übernehmen, bedarf es einer strategischen Neuausrichtung. Jetzt ist der Zeitpunkt neue Ambitionen europäisch abzustimmen, europäisch zu koordinieren und europäisch zu verwirklichen. Im 21. Jahrhundert braucht es mehr gemeinsames Handeln der EU und nicht weniger. Es geht auch darum, den europäischen Pfeiler innerhalb der NATO zu stärken.

Meinen Plenarbeitrag am Dienstag finden Sie hier.

Sicherheitspolitik im Indo-Pazifik

Am 16. September 2021 hat die Kommission eine EU-Strategie für die Zusammenarbeit im indopazifischen Raum präsentiert. Als Berichterstatter habe ich mich nun mit den sicherheitspolitischen Aspekten dieser Strategie auseinandergesetzt. Meinen Bericht hat das Plenum am Dienstag mit 474 zu 60 Stimmen bei 80 Enthaltungen angenommen.

Die neue Indo-Pazifik-Strategie unterstreicht die strategische Relevanz dieser Region für die EU-Außenpolitik. Es geht darum, unsere europäischen Interessen in diesem äußerst dynamischen Umfeld wirksam zu vertreten. Der indopazifische Raum bildet einen zentralen Punkt für den Welthandel, ist gleichzeitig aber auch geprägt von zwischenstaatlichen Spannungen. Konkurrenzdenken hat zu einem intensiven geopolitischen Wettbewerb geführt. Die Europäische Union hat ein ureigenes Interesse daran, einen Beitrag für die geopolitische Stabilität und sichere Handelsrouten im Indo-Pazifik zu leisten.

Die größten Herausforderungen im Indo-Pazifik sind eine fehlende regionale Sicherheitsarchitektur sowie die See- und Handelsrouten frei und sicher zu halten. Der europäische Ansatz sollte pragmatisch, flexibel und integrativ sein. Es gilt, unsere Präsenz und unser Handeln in der Region auf der Grundlage eines prinzipienfesten, langfristigen Engagements zu verstärken. Die bereits bestehenden Partnerschaften der EU mit dem südostasiatischen Staatenbund ASEAN oder Ländern wie Japan, Südkorea, Australien und Indien sind eine solide Basis für unsere ambitionierten Vorhaben.

Auf meinem YouTube-Kanal finden Sie meine Plenarrede.

Entscheidung über Reform des EU-Emissionshandels vertagt

Grüne und SPD haben am Mittwoch im Plenum gemeinsam mit Linken und AfD gegen eine Ausweitung des europäischen Emissionshandels gestimmt. Somit wird das Thema in den Ausschuss zurückverwiesen.

Die Sozialdemokraten und die Grünen sind ihrer Verantwortung für Klimaschutz nicht gerecht geworden. Der erzielte Kompromiss im Umweltausschuss hat an vielen Stellen den Kommissionsvorschlag verbessert und bedeutet im Endeffekt mehr Klimaschutz. So soll das Emissionsreduktionsziel bis 2030 von ursprünglich 61 auf 63 Prozent angehoben werden. Grünen und Sozialdemokraten ging es dennoch nicht weit genug. Sie forderten die Emissionen um 67 Prozent bis 2030 zu reduzieren sowie eine höhere einmalige Verknappung von Zertifikaten. Ausgerechnet in der Zeit, in der wir durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine herausgefordert sind, geht es darum unsere heimische Industrie zu unterstützen. Die EVP setzt sich deshalb dafür ein, kurzfristig weniger Zertifikate als bisher geplant aus dem Markt zu entfernen. Sonst würde der Zertifikatspreis zu stark steigen. Wir wollen das Klima schützen, aber ebenso Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft. In den jetzt anstehenden Nachverhandlungen muss nun rasch eine tragfähige Mehrheit gefunden werden.

Polen und der Corona-Wiederaufbauplan

Über ein Jahr hat die Kommission die Auszahlung von Corona-Hilfen aus dem milliardenschweren Wiederaufbaufonds „Next Generation EU“ für Polen blockiert. Grund hierfür ist die Justizreform, die grundlegende Prinzipien der Rechtstaatlichkeit verletzt. So gibt es große Sorgen wegen der Unabhängigkeit der Justiz, der Nichtumsetzung zahlreicher Urteile des Europäischen Gerichtshofes und des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte sowie der Entscheidung des polnischen Verfassungsgerichts, das den Vorrang des nationalen Rechts vor den EU-Verträgen verkündet hat.

Die polnische Regierung hat nun einige Maßnahmen angekündigt, um die Situation zu verbessern. Der Seijm hat beschlossen, die umstrittene Disziplinarkammer aufzulösen, die eindeutig die Unabhängigkeit von Richtern gefährdet. Noch muss der polnische Senat zustimmen. Die Kommission hat aber bereits angekündigt, die Gelder in Höhe von 35,4 Milliarden Euro freigeben zu wollen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich dazu am Dienstag den Fragen der Abgeordneten gestellt.

Bis Polen tatsächlich die Gelder ausbezahlt bekommt, wird es noch dauern - dazu muss Polen erst die im Corona-Aufbauplan vereinbarten Zwischenziele erfüllen. Diese betreffen unter anderem das Justizwesen. Die Kommission kann anfangen, alle Vorkehrungen zu treffen. Die Gelder dürfen aber erst fließen, sofern Polen wirklich alle Reformen in Sachen Rechtstaatlichkeit durchgeführt hat. Hier darf es keine faulen Kompromisse geben. Die Kritik an der Justizreform in Polen bleibt und die laufenden Vertragsverletzungsverfahren werden fortgeführt.

EU beschließt einheitliche Ladekabel ab 2024

Endlich ist ein Ende des Kabelsalats für Mobiltelefone in Sicht: Ab 2024 soll es in der EU eine Standard-Ladebuchse für Mobiltelefone und zahlreiche andere Geräte geben. Das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten haben sich am Dienstag auf den USB-C-Anschluss als einheitlichen Standard für alle Handys in der EU geeinigt. Andere elektronische Geräte wie Tablets, Laptops, E-Reader, Tastaturen und Computer-Mäuse, Navigationssysteme, Kopfhörer, Smartwatches und elektronisches Spielzeug sollen in die Regelung einbezogen werden, wobei für Laptops eine längere Übergangsfrist bis 2026 gelten sollen.

Von dem einheitlichen Ladekabeln profitieren sowohl die Verbraucher als auch die Umwelt: Nach Angaben der Kommission wurden aufgrund inkompatibler Ladegeräte jährlich etwa 2,4 Milliarden Euro für zusätzliche Ladegeräte in der EU ausgegeben. Gleichzeitig verursachen entsorgte und ungenutzte Ladegeräte jährlich rund 11.000 Tonnen Elektroschrott.

Internationales Beschaffungswesen

Heute Mittag hat das Plenum das neue Instrument über das internationale Beschaffungswesen (International Procurement Instrument) gebilligt. Bei öffentlichen Vergabeverfahren in der EU kommen regelmäßig Anbieter aus Drittstaaten, z.B. China, zum Zug, die mit künstlich verbilligten Angeboten prestigeträchtige Aufträge in der EU gewinnen konnten. Die U-Bahn-Tunnel in Stockholm und die Pelješac-Brücke in Kroatien sprechen als Beispiele für sich. Gleichzeitig blieb europäischen Anbietern der Zugang zu öffentlichen Vergabeverfahren in Drittstaaten verwehrt. Dieser wettbewerbsverzerrenden Praxis schiebt das neue Handelsinstrument einen Riegel vor.

Zukünftig können Angebote aus Drittstaaten bei öffentlichen Vergabeverfahren in der EU entweder mit einem Preisaufschlag versehen oder gänzlich von einem Vergabeverfahren ausgeschlossen werden, sofern sich der betroffene Drittstaat weigert seinen öffentlichen Beschaffungsmarkt für EU-Anbieter ebenso weit zu öffnen, wie die EU es für Drittstaatanbieter tut. Das IPI ist damit ein wichtiger Türöffner für europäische Unternehmen in Ländern außerhalb der EU. Es stärkt die EU in ihren Handlungs- und Gestaltungsspielraum in einem rauen internationalen Handelsumfeld und leistet einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung unserer Handelsinstrumente.

Zukunft Europas: Vorschläge zur

Änderung der EU-Verträge

Als Reaktion auf die Vorschläge der „Konferenz zur Zukunft Europas“ hat das Plenum heute erste Änderungen an den EU-Verträgen gefordert. Damit wollen wir sicherzustellen, dass die Erwartungen an den einjährigen Diskussionsprozess erfüllt werden. Zu den Empfehlungen der Konferenz gehören unter anderem die Einstimmigkeit im Rat abzuschaffen und der EU mehr Kompetenzen in der Gesundheits- und Energiepolitik zu geben.

Es wird erwartet, dass die Europäische Kommission Mitte Juni bekannt geben wird, welche Maßnahmen sie im Hinblick auf die Ergebnisse der Konferenz zur Zukunft Europas ergreifen will. Am 23. und 24. Juni werden die 27 Staats- und Regierungschefs der EU über diese Frage beraten. Den Abschlussbericht enthält 49 Vorschläge mit mehr als 300 Maßnahmen zu neun Themen. Diese basieren auf 178 Empfehlungen der Europäischen Bürgerforen, Ideen des Europäischen Jugendevents und 43.734 Beiträgen, die auf der mehrsprachigen digitalen Plattform erfasst wurden.

LNG-Infrastruktur europäisch ausbauen!

In einer parlamentarischen Anfrage habe ich die Europäische Kommission aufgefordert, über den Ausbau einer europäischen Infrastruktur für verflüssigtes Erdgas (LNG) konkret zu berichten. Damit LNG für mehr Energiesicherheit in der gesamten Europäischen Union beitragen kann, bedarf es einer funktionierenden Infrastruktur auf dem ganzen Kontinent.

LNG-Importe haben wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine an Bedeutung für die Energiesicherheit in der Europäischen Union gewonnen. Die neue Strategie der Kommission „REPowerEU“ sieht vor, die Energieeinfuhren nach Herkunftsländern und Energieträgern breit zu diversifizieren. So soll die EU bis 2030 von russischen Energieträgern unabhängig werden. Die Kommission geht davon aus, dass für die Einfuhr zusätzlicher Mengen an Erdgas von anderen Lieferanten Investitionen in Höhe von 10 Milliarden Euro erforderlich sind. Deutschland verfügt bisher über kein eigenes LNG-Terminal. Durch das ab dem 1. Juni geltenden LNG-Beschleunigungsgesetz können Genehmigungsverfahren für den Bau von schwimmenden und festen LNG-Terminals verkürzt werden. Stade, Wilhelmshaven und Brunsbüttel sollen in Deutschland die ersten Standorte für LNG-Importe werden.

Es geht darum, die LNG-Infrastruktur europäisch auszubauen. So kann die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten in Energiefragen verbessert werden. Die Kommission soll deshalb umfassend erläutern, welche Anstrengungen sie unternimmt, um Regulierungs- und Genehmigungsverfahren für den Bau der zusätzlich notwendigen LNG-Einfuhrinfrastruktur und die zugehörigen Fernleitungen zu beschleunigen.

Eine Auswahl meiner jüngsten Interviews

• ARD Morgenmagazin, 8. Juni 2022

 

•  SWR Radio, 7. Juni 2022

 

•  Passauer Neue Presse, 31. Mai 2022

 

•  Münchner Merkur, 30. Mai 2022

 

•  phoenix, 30. Mai 2022

 

Meine nächsten regionalen Termine

16. Juni

•  Veranstaltung des Rotary-Clubs in Bremen-Nord

 

19. Juni

• Veranstaltung der Europa-Union in Bad Pyrmont

 

• Veranstaltung des JU Bezirksverbandes Hannover

 

18. Juni

• Bezirksparteitag CDU Elbe-Weser, Achim

 

20. Juni

• Veranstaltung der Europa-Union Osterholz-Scharmbeck, Bremerhaven

 

24. Juni

•  Veranstaltung des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr, Wingst

 

25.Juni

•  Startschuss für den Oste-Triathlon 2021, Bremervörde

 

 30. Juni

• Gespräch mit dem Kinderortsrat Neuenwalde, Geestland

 

2. Juli

• Abiturentlassungsfeier am Niedersächsischen Internatsgymnasium Bad Bederkesa