Europa-Newsletter November 2020

Europa steht vor einer wichtigen Weichenstellung: Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind grundlegende Werte der Europäischen Union, für die wir entschlossen eintreten und die wir verteidigen. Wer dagegen verstößt, der muss zumindest mit finanziellen Konsequenzen rechnen. Dafür steht das Europäische Parlament und da darf es keine Ausnahmen geben, auch nicht für Ungarn und Polen. Das haben wir bei der Plenartagung diese Woche in Brüssel bekräftigt. Die Regierungen dieser beiden Staaten müssen ihre Blockade zum Mehrjährigen Finanzrahmen für 2021-2027 und zum Corona-Aufbaufonds "Next Generation EU" aufgeben. Sonst richten sie weiteren Schaden an – für Europa und für sich selbst.

Eine weitere wichtige Frage, die uns beschäftigt, ist: Können wir einen harten Brexit nach Ende der Übergangszeit in fünf Wochen noch verhindern? Die EU ist bereit, bis zuletzt zu verhandeln. Jetzt liegt es an der britischen Regierung, sich zu bewegen und zwar schnell.

Budgetverhandlungen: Lage nach dem Veto von Polen und Ungarn

Für das Budgetpaket aus Mehrjährigem Finanzrahmen (MFR) 2021-2027, Aufbauinstrument „Next Generation EU“ (NGEU), Eigenmittelbeschluss und Rechtsstaatsmechanismus ist der weitere Fortgang des Verfahrens derzeit offen, nachdem Ungarn und Polen im Rat ihr Veto eingelegt haben. Beide Staaten lehnen den vorliegenden Kompromiss zum Rechtsstaatsmechanismus ab. Auch im Rahmen der Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs am 19. November wurde keine Fortschritte erzielt.

Für das Europäische Parlament ist die mit der deutschen Ratspräsidentschaft ausgehandelte Einigung zum Rechtsstaatsmechanismus und zum Haushalt nicht verhandelbar. Es wird von Seiten des Parlaments keine weiteren Zugeständnisse mehr geben. Ein Wiedereinstieg in die Verhandlungen mit dem Rat halten wir daher für problematisch. Eine nachträgliche Abschwächung des Mechanismus darf es nicht geben. Dafür gibt es auch im Kreise der Mitgliedstaaten deutlichen Widerstand.

Angesichts dessen werden die Verhandlungen im Rat fortgeführt werden müssen. Denkbar wäre, dass sich der Europäische Rat auf seiner Sitzung am 10. und 11. Dezember mit der Thematik befasst. Die deutsche Ratspräsidentschaft vermittelt nun. Es gilt, die ungarischen und polnischen (und zuletzt auch von Slowenien unterstützten) Bedenken gegen den Rechtsstaatsmechanismus zu begegnen.

Eine Zusammenfassung der Debatte finden Sie hier.

Debatte zu den Verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich

Am Mittwoch habe ich im Plenum betont, dass nur noch gut ein Monat verbleibt, bis das Vereinigte Königreich den Binnenmarkt und die Zollunion verlassen wird. 

In den letzten Wochen fanden intensive Verhandlungen statt. Beide Teams arbeiten unermüdlich Tag und Nacht sowie an den Wochenenden, um endlich eine Einigung zu erzielen. In vielen Bereichen werden die Texte derzeit fertiggestellt. Es gibt jedoch noch immer keine Einigung.

Die drei großen kritischen Fragen zu den fairen Wettbewerbsbedingungen, der Governance und der Fischereipolitik sind, aufgrund der britischen Position, weiterhin nicht geklärt. Im Plenum habe ich betont, dass das Europäische Parlament nicht einfach bis zur allerletzten Minute warten kann, da wir den endgültigen Text auf die gleiche Weise prüfen werden, wie wir den gesamten Verhandlungsprozess sorgfältig begleitet haben. Niemand sollte die Risiken unterschätzen, die eine verspätete Vorlage für den ordnungsgemäßen Beginn unserer neuen bilateralen Beziehungen mit sich bringt.

Das Vereinigte Königreich wird ein enger Partner und Verbündeter der Europäischen Union bleiben. Daher sollten wir alle unsere Anstrengungen darauf richten, einen erfolgreichen Start für unsere künftige Zusammenarbeit zu gestalten.

Den Redebeitrag können Sie sich auf meinem Youtube-Kanal unter diesem Link ansehen: https://youtu.be/unUZMmXb-zg

Neue EU-Industriestrategie

Am Mittwoch haben wir im Plenum unsere Position zur neuen EU-Industriestrategie formuliert. Europa braucht eine ehrgeizige Industriestrategie, die bei der Vollendung des Binnenmarktes ansetzt, gemeinsame Ziele wie den Green Deal und die Digitale Agenda umsetzt und dabei unsere globale Wettbewerbsfähigkeit und strategische Unabhängigkeit sicherstellt. Das unausgeschöpfte Potenzial ist riesig: Allein die Vollendung des Binnenmarkts durch den Abbau bestehender Hürden birgt 1100 Milliarden Euro an zusätzlichem Wirtschaftswachstum pro Jahr. Ohne die Zukunftsinvestitionen aus dem EU-Budget und dem Aufbauplan „Next Generation EU“ ist dieser Mehrwert nicht zu schaffen.

Nur mit einer gesunden Industrie und vielen industriellen Arbeitsplätzen werden wir Europäer unseren Wohlstand auch in Zukunft sichern können. Die Herausforderungen sind vielfältig: globaler Wettbewerb, Klimaschutz und Digitalisierung. Dazu kommen die gravierenden wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise, aber auch die Lehren daraus. Zu starke Abhängigkeiten gegenüber anderen Teilen der Welt können im Ernstfall gefährlich werden, das hat nicht erst der Mangel an Schutzmasken gezeigt, der Anfang März in Europa herrschte. Die existierende Industrie-Strategie der EU-Kommission muss deshalb dringend an die Auswirkungen der Coronakrise angepasst werden.

Richtig finde ich, auf eigene europäische Produktionskapazitäten von Zukunftskomponenten wie Batterien oder Wasserstoff zu setzen und Schlüsselindustrien vor Übernahmen zu schützen, aber auch bestehende Firmen zu schützen. Es geht um eine EU-Industriepolitik aus einem Guss mit einem Schwerpunkt auf Forschung und Innovation.

Dabei dürfen wir den Bogen gleichzeitig nicht überspannen beim Klimaschutz und weiteren Umweltauflagen. Das von der EVP unterstützte EU-Klimaziel von 55 Prozent CO2-Reduzierung bis 2030 ist bereits sehr ambitioniert. Alles darüber hinaus wäre ein europäisch verordnetes Deindustrialisierungsprogramm.

Hier geht es zum Bericht des Europäischen Parlaments.

Plenardebatte zur Lage im türkisch besetzen Nordzypern

„Das türkische Vorgehen in Varosha ist nicht akzeptabel!“ - Das habe ich in meiner Plenarrede am Dienstag Nachmittag unterstrichen. Als Europäisches Parlament stehen wir an der Seite Zyperns und verurteilen nachdrücklich diese jüngste Provokation von Präsident Erdogan. Die türkischen Pläne werden die Aussichten auf eine Lösung des Zypernkonflikts ernsthaft untergraben. Sie sind nach den illegalen Bohrungen in griechischen und zypriotischen Gewässern, dem bilateralen Abkommen mit Libyen sowie der Eskalation in Berg-Karabach und in Syrien eine weitere destabilisierende türkische Aktion.

Eine Lösung aller strittigen Fragen kann nur im Dialog aller Beteiligten und auf Grundlage der einschlägigen Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen erreicht werden. Damit solche Gespräche stattfinden können, muss die Türkei aber endlich von einseitigen Provokationen absehen. Statt durch permanente Konfrontation sollte unsere Beziehung zur Türkei durch Dialog und Kooperation geprägt sein. Dazu muss sich die türkische Politik allerdings wesentlich ändern.

Den Debattenbeitrag finden Sie hier.

Kommission präsentiert neue Offshore-Strategie

Die Kommission hat am 19. November 2020 ihre neue Offshore-Strategie mit dem Titel „Eine EU-Strategie zur Nutzung des Potenzials der erneuerbaren Offshore-Energie für eine klimaneutrale Zukunft“ vorgestellt. Sie gilt als eines der strategischen Eckpunkte des strategischen des Europäischen Green Deals.

Die Kommission formuliert das Ziel, bis 2030 60 Gigawatt und bis 2050 300 Gigawatt an erneuerbarer Windenergie zu generieren. Dazu werden eine Reihe politischer Initiativen zur vollumfänglichen Nutzung des Potenzials erneuerbarer Offshore-Energiequellen in allen Meeren der Europäischen Union vorgeschlagen. Zugleich sollen die Mitgliedstaaten motiviert werden, Offshore-Projekte in ihre nationalen maritimen Raumplanungen einzubeziehen und eine höhere grenzüberschreitende Kooperation in diesem Bereich anzustreben (hybride Projekte).

Ich finde: Eine gemeinsame Strategie für den Ausbau und die Nutzung erneuerbarer Offshore-Windenergie ist dringend notwendig. Nur mit einheitlichen europäischen Rahmenbedingungen für grenzübergreifende Offshore-Windenergieprojekte könnten die ambitionierten Klimaziele erreicht und die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Dazu müsse die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick genommen werden, einschließlich des Ausbaus der Netzanschlüsse an Häfen und Land.

Dem massiven Ausbau der Offshore-Energie kommt eine Schlüsselrolle zu, um die dargelegten Ambitionen zu erfüllen. Für uns in Niedersachsen und Bremen ist dieses Thema von besonderer Bedeutung. Die Nordsee ist der weltweit führende Standort für Offshore-Energie und verfügt über weiteres enormes Potenzial. Wir müssen dafür sorgen, dass Verwaltungsverfahren vereinfacht werden und die Unternehmen Planungssicherheit und Anreize erhalten.

Im Europäischen Parlament werden wir uns mit dem Thema zeitnah widmen und unsere Position formulieren.

Weitere Informationen finden Sie hier.

CDU/CSU zur Konferenz zur Zukunft Europas

Die Europäische Union musste in den letzten Jahren mehrere Krisen bestehen: von der Finanz- und Staatsschuldenkrise 2008 über die großen Migrationsbewegungen 2015 bis hin zum Austritt des Vereinigten Königreichs aus unserer Staatengemeinschaft. Nun geht es um nichts weniger als die Folgen der COVID-19 Pandemie zu bewältigen und zugleich Europa widerstandsfähig und zukunftssicher zu gestalten.

Um die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern, brauchen wir ein Europa, das nach außen mit einer Stimme spricht. Entscheidend ist, dass wir in einer veränderten Weltordnung selbstbewusst unsere Rolle definieren. Wenn wir ein globaler Akteur sein wollen, müssen wir auch so handeln und außenpolitisch gemeinsam mehr Verantwortung übernehmen.

Als CDU und CSU wollen wir die EU besser machen, sie bürgernäher gestalten und handlungsfähiger aufstellen. Daher lade ich Sie ein, mit uns über die Zukunft des vereinten Europas zu diskutieren.

Hier geht es zu unserem Positionspapier.

Eine Auswahl meiner aktuellen Interviews

• WDR 5 Europamagazin, 14. November

 

• NDR.de, 4. November

 

• Zeitschrift des Reservistenverbandes, 4. November

Meine nächsten regionalen Termine

26. November:

• Gemeinsame Veranstaltung mit der CDU Bremen-Nord und JU Bremen (online)

 

11. Dezember:

• Landesvorstand der CDU in Niedersachsen 

 

11. Dezember:

• Europapolitische Diskussion der Ev. Akademie (Loccum)